Herzschmerz und Neuanfang: Der Thaipark in Berlin muss umziehen

Herzschmerz und Neuanfang: Der Thaipark in Berlin muss umziehen

Über Jahrzehnte hinweg war der Streetfood Markt im Preußenpark ein bedeutender Anlaufpunkt für Mitglieder und Fans der asiatischen Community in Berlin. Was einst in Mitte der 90iger Jahre als informelles Familientreffen in den Grünanlagen von Wilmersdorf begann, entwickelte sich schnell zu einem Anziehungspunkt für jeden, der die Vielfalt und den Geschmack der asiatischen Straßenküche erleben wollte. Doch nun steht dieser einzigartige Ort vor einem entscheidenden Wandel. Trotz massiven Protests und vehementer Gegenwehr steht der Markt vor der Herausforderung eines Umzugs.

 


Eine unvergessliche Zeit geht zu Ende

Im Thaipark, auf kleinen Hockern oder ausgelegten Decken, fanden sich zahlreiche asiatische Frauen aus Thailand, Vietnam oder Korea unter bunten Sonnenschirmen ein, um ihre selbstgemachten, authentischen Gerichte anzubieten. Traditionelle Aromen und exotische Speisen prägten die Szenerie, wobei vor allem thailändische Frauen die meisten Speisen zubereiteten. In jüngerer Zeit gesellten sich jedoch auch Köchinnen und Köche aus Korea, Vietnam und China dazu. Die Atmosphäre war so fesselnd, dass man schnell vergaß, sich inmitten von Berlin, Deutschland, zu befinden. Vielmehr fühlte es sich an, als befände man sich für einen Moment in einem spontanen Kurzurlaub in Thailand. Das Besondere an diesem Ort war die unverkennbare Authentizität, wenn die Menschen aus Thailand und den angrenzenden Ländern sich ans Kochen machten. Hier konnte man zweifellos echte, traditionelle thailändische Küche genießen, wie man sie in den üblichen Thai-Restaurants nur selten findet. Die gesamte Umgebung versprühte ein Flair, das unweigerlich an die lebhaften Märkte Asiens erinnerte, wo jeden Tag Getränke und Streetfood angeboten wurden.

Hier findest du weitere Informationen zu "Der Thaipark wie er einmal war".


Innovative Ideen, die ungenutzt blieben

Engagierte Studenten hatten visionäre Pläne für die Neugestaltung des Thaiparks im Preußenpark entworfen, die darauf abzielten, ihn zu einem noch attraktiveren, modernen und funktionaleren Ort zu machen. Ihr Konzept umfasste nicht nur die Erweiterung des Streetfood-Angebots und die Schaffung neuer gastronomischer Erlebnisse, sondern auch die Integration von kulturellen Aktivitäten, Kunstinstallationen und grünen Ruhezonen. Geplant war außerdem die Verbesserung der Infrastruktur, einschließlich moderner Sanitäranlagen, barrierefreier Zugänge und umweltfreundlicher Abfallentsorgungssysteme.

 


Ein zentraler Schwerpunkt lag auf der Nachhaltigkeit, wobei innovative Ansätze wie regenerative Energiequellen, vertikale Gärten und Wasserrückgewinnungssysteme vorgesehen waren, um den ökologischen Fußabdruck des Parks zu minimieren. Die Studenten arbeiteten eng mit lokalen Gemeinschaften, Gastronomen und Stadtplanern zusammen, um ein ganzheitliches Konzept zu entwickeln, das die Bedürfnisse und Wünsche aller Stakeholder berücksichtigte.

 


Trotz ihres Engagements und ihrer kreativen Visionen wurden die Pläne der Studenten am Ende nicht umgesetzt. Bürokratische Hürden, finanzielle Einschränkungen und politische Entscheidungen verhinderten die Realisierung dieser vielversprechenden Ideen, und der Thaipark musste letztendlich seinen angestammten Platz verlassen, ohne von den innovativen Konzepten profitieren zu können, die seine Zukunft hätten prägen können.

 


Entscheidung gefallen: Der Thaipark muss weichen

Eine einschneidende Entscheidung traf bereits am 20. Februar 2024 der Ausschuss für Ordnungsangelegenheiten und Verkehr: Der berühmte Thaipark muss seine Pforten schließen und einem neuen Standort weichen. Schon im Vorjahr verkündeten Die Grünen und die CDU in Charlottenburg-Wilmersdorf ihre Absicht, diesen weltbekannten südostasiatischen Streetfood-Markt zu verlagern, über den sogar die The New York Times berichtet hatte. Die Gründe für diesen drastischen Schritt sind vielfältig und reichen von Verstößen gegen das Grünanlagengesetz bis hin zu Beschwerden seitens der Anwohner. Trotz einer eindrucksvollen Petition, die fast 41.000 Unterschriften sammelte – davon rund 16.000 direkt vor Ort und weitere 25.000 online – ist die finale Entscheidung gefallen.


Umzug des Thaiparks: Neue Standorte und Herausforderungen

Die Verlagerung soll bereits in diesem Jahr starten und in zwei Phasen stattfinden. Ab April soll der Thaimarkt in die Württembergische Straße neben dem Preußenpark ziehen. Einzige direkte Nachbarn wären hier das Parkcafé und die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen. Rund 50 Stände könnten hier aufgebaut werden, fast so viele wie im Preußenpark. Außerdem sollen mobile Toiletten installiert werden. 2026 soll es einen weiteren Umzug geben. Der Thaimarkt soll dann auf den Gehwegen der Barstraße und Teilen des Fehrbelliner Platzes stattfinden. Kritik gab es für den zweiten Standort bereits von Seiten der BVG, die die Barstraße als Buswendeplatz nutzt, und vom Thailändischen Verein, der den Thaipark nachhaltiger gestaltet hatte.


Die Zukunft des Preußenparks: Renaturierung und Veränderung

Vor allem in den vergangenen Jahren haben Dürre, Hitze, Schädlinge und Sturmschäden den Baumbestand im Preußenpark enorm belastet. Die Kronen vieler kranker Bäume haben sich so verkürzt, dass einige Bäume sogar gefällt werden mussten. Damit der Park noch lange erhalten bleibt und die im Sommer oft viel zu trockene Wiese wieder an Grün gewinnt, soll die große Grünfläche als zentraler Freiraum des Parks angelegt werden. Im Mittelpunkt und somit Schwerpunkt der Neugestaltung steht die Regenwasserbewirtschaftung, wodurch zum einen die Bewässerung des Parks und speziell die zentrale große Grünfläche profitieren soll.

Ob der Preußenpark sich durch den Umzug des Streetfood Marktes erholt, bleibt abzuwarten und wird sich in den kommenden Jahren zeigen. Trotz dieser Veränderung ist zu erwarten, dass die Grünfläche weiterhin von tausenden Menschen jedes Jahr genutzt wird. Der Park hat eine lange Geschichte und wird auch weiterhin ein wichtiger Ort der Erholung und des Zusammentreffens für die Berlinerinnen und Berliner sein. Es bleibt zu hoffen, dass die Entscheidungen, die getroffen werden, dazu beitragen, dass der Park seine einzigartige Atmosphäre bewahrt und für zukünftige Generationen erhalten bleibt.