Daniel Thiede und die Nachbarn kämpfen - Kann der Thaipark im Preußenpark gerettet werden?
Daniel Thiede erinnert sich noch genau an seinen ersten Besuch im Thaipark im Sommer 2012. Frisch verliebt folgte er damals mit seiner Freundin einem Tipp aus einem Berlin-Ratgeber, ihr Motto für den Ausflug lautete „Kultur und Urlaub in der eigenen Stadt“. Schon beim ersten Besuch fiel ihm die besondere, offene Stimmung auf, ebenso wie das etwas extravagante Haus von Hinrich Baller gegenüber vom Preußenpark, in dem er inzwischen einige Jahre wohnt. „Hier würde ich gerne leben“, dachte er sich damals. Trotz des vergleichsweise lauten Verkehrs in der Umgebung konnte er durch das Tummeln und die Stimmung im Thaipark den Lärm ausblenden.
Seither hat Daniel beinahe jeden Stand auf dem Streetfood-Markt ausprobiert, ohne jedoch alles versucht zu haben. „Ich mag es, die Gerichte unter den jeweiligen Ständen zu vergleichen und gelegentlich etwas für mich Außergewöhnliches zu versuchen“, erzählt er. Besonders gefallen ihm die kleinen Probierhappen.
Für ihn war der Thaipark im Preußenpark ein Ort des interkulturellen Austauschs und der besonderen Atmosphäre. „Dieses besondere 'Wohnzimmergefühl' im öffentlichen Raum, welches durch die kleinen Stände unter den vielen bunten Sonnenschirmen, die offenen Küchen, die Mischung an Gerüchen, Farben und Menschen, aber auch den Decken auf der Wiese entstand, sprach einfach alle Sinne an“, beschreibt er. Er schätzte sowohl die Möglichkeit, sich mit einem Picknick ruhige Momente zu schaffen, als auch das Gefühl des Zusammenkommens auf der Marktfläche. „Die Besucher kamen oft mit einem Lächeln, weil sie sich auf den Thaipark freuten, und fuhren wieder mit einem Lächeln, weil sie eine gute Zeit hatten“, fügte er hinzu.
Den Umzug des Thaiparks von seinem ursprünglichen Standort im Preußenpark auf die Württembergische Straße hat Daniel Thiede mit gemischten Gefühlen wahrgenommen. „Die offene Park-Atmosphäre ist nun räumlich und visuell getrennt vom Streetfood-Markt. Die Außenwirkung ist eindeutig, so wird eindrücklich sichtbar, dass der Thaipark (zumindest auf politischer Ebene) nicht im Preußenpark erwünscht ist“, erklärt er. Dies trägt seiner Meinung nach leider nicht positiv zum Image des Quartiers bei.
Viele Anwohner sind enttäuscht von der räumlichen Trennung, da gerade das Zusammenspiel aus dem Preußenpark und dem Streetfood-Markt als besonders empfunden wurde. „Positiv hingegen wird gewertet, dass nun kein Staub mehr beim Marktbesuch aufgewirbelt wird“, merkt Daniel an. Dennoch bleibt die Haltung der kritischen Rückmeldungen unverändert, der Thai-Streetfood-Markt wird trotz Umzug weiterhin als störend empfunden.
Für Daniel ist der Preußenpark auch unabhängig vom Thaipark von großer Bedeutung. „Von meiner Wohnung aus schaue ich ziemlich genau mittig in den Preußenpark und weiß es sehr zu schätzen, dass es diese Grünfläche zur Erholung gibt“, sagt er. Im Sommer entsteht an den Wochenenden eine Art Open-Air-Gefühl, welches neben dem Tempelhofer Feld und den Kiezen in Berlin einen einzigartigen Mehrwert als Großstadt bietet.
Leider glaubt er nicht, dass der Thai-Streetfood-Markt in seiner neuen Lage das gleiche kulturelle und soziale Potenzial entfalten kann wie zuvor im Preußenpark. „Langfristig mache ich mir daher auch Sorgen um den Erhalt und hoffe gleichzeitig darauf, dass es über die Zeit zum politischen Umdenken kommt“, äußert er seine Bedenken.
Um den Streetfood-Markt in der neuen Lage weiterhin erfolgreich zu gestalten, schlägt Daniel vor, soziale und kulturelle Einbindungen von Vereinen, Initiativen und Interessen zu fördern. „Ein stärkeres Implementieren thailändischer Dekorationen kann zudem den Streetfood-Markt noch weiter aufwerten.“ Auch standübergreifende kleine Probierangebote und verstärktes Marketing könnten den Umzug vielleicht ein Stück weit kompensieren.
Zum Schluss hat Daniel Thiede noch eine persönliche Nachricht an die Thaipark-Community:
Liebe Thaipark-Community,
wir und viele weitere Anwohner_innen freuen uns sehr über eure Rückkehr in bzw. an den schönen Preußenpark. Euer Durchhaltevermögen ist bewundernswert.
Der Thaipark ist seit vielen Jahren ein integraler Bestandteil der Berliner Kulturszene und ein Paradebeispiel für gelungene Integration kultureller Traditionen in die lokale Gemeinschaft.
Als unmittelbar Anwohnende profitieren wir enorm von diesem unbedingt erhaltenswerten Ausflugs- und Kulturgut, welcher eine bedeutende Ressource im Quartier darstellt. Die soziale Durchmischung, die positive Atmosphäre, die Vielfalt, das kulinarische Angebot, der interkulturelle Austausch werten die gesamte Wohnlage auf und verbessert ihr Image in der Außenwahrnehmung signifikant.
Persönlich hätte ich diese Wohngegend ohne den Thaipark nicht kennengelernt und sie wäre für mich auch nicht als solche in Frage gekommen.
Ohne den Thaipark hat im und am Preußenpark eine düstere und verwaiste Stimmung vorgeherrscht, begleitet von vermehrten Polizeieinsätzen und seltsam schreienden Menschen, Tag und Nacht. Die Verwechslung mit schreienden Füchsen und Katzen lässt sich sicherlich ausschließen :)
Die lebendige und besondere Atmosphäre, die ihr schafft, ist unverzichtbar für unser Viertel. Es wird Zeit einmal Danke zu sagen.
Weiterhin viel Erfolg!
Eure Fürsprecher_innen in der Nachbarschaft
-Pommersche Straße-